Mühlhausen informiert über Starkregenrisikomanagement
Gemeinde plant gezielte Vorsorgemaßnahmen und gibt Tipps für die Bevölkerung
Mühlhausen. Starkregen ist ein mittlerweile häufig zu beobachtendes Wetterphänomen. Meist tritt er im Sommer in Verbindung mit Gewittern auf. Dabei kann es zu Überschwemmungen kommen.
Hochwassergefahrenkarten des Umweltministeriums Baden-Württemberg bieten Informationen über mögliche Überschwemmungsgebiete. Auch kleinere Gewässer wie Bäche können nach anhaltenden Regenfällen anschwellen, ausufern und zu Überflutungen führen. Starkregen, der lokal und punktuell auftritt, kann aber auch fernab von Gewässern und eingetragenen Überschwemmungsgebieten zu Überflutungen und Schäden führen.
Unterstützt von Fördermitteln des Landes hat die Gemeinde Mühlhausen mit der Firma geomer GmbH ein Starkregenrisikomanagement entwickelt.
Für das Heidelberger Unternehmen stellten Stefan Jäger und Matthias Stork bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Bürgerhaus die Thematik vor. Die Sturzfluten haben eine sehr kurze Vorwarnzeit, sodass der Bevölkerung in der Regel nur wenig Zeit bleibt, sich vorzubereiten.
Besonders zielgerichtet können Vorsorgemaßnahmen erfolgen, wenn die Gefahren und Risiken am jeweiligen Standort bekannt sind. Mühlhausen geht das Thema als interkommunales Projekt zusammen mit Wiesloch, Dielheim, Malsch, Rauenberg, Östringen, Bad Schönborn und Kronau an.
Für die Kommunen wurden Starkregenkarten erarbeitet, die die Gefahren und Risiken durch Starkregen zeigen. Sie finden sich auf der Seite www.starkregengefahr.de. Aus den Karten wurden für öffentliche Gebäude Hochwasserschutzmaßnahmen in Form von Steckbriefen abgeleitet. Für Eigentümer von privaten oder gewerblichen gilt die gesetzliche Pflicht zur Eigenvorsorge. Sie können sich anhand der kommunalen Starkregenkarten über ihr Risiko informieren und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.
Es werden drei verschieden Szenarien für Starkregenereignisse dargestellt: selten (alle 30 Jahre), außergewöhnlich (alle 100 Jahre) und extrem (mehr als 100). In vier Stufen von hellblau bis schwarzblau wird die Überflutungstiefe angezeigt. Fließwege und -geschwindigkeit lassen sich an der Zahl und Dichte paralleler Linien ablesen.
Eine Drei-Stunden-Animation zeigte, wie der Waldangelbach innerhalb einer halben Stunde anschwillt. „Sie haben maximal 20 Minuten Zeit um sich darauf vorzubereiten“, machte Stork klar.
Das Hochwasserrückhaltebecken am Zusammenfluss von Waldangelbach und Tairnbächle bietet einen Schutzwall für Mühlhausen. Bei einem Extremhochwasser reicht das Becken aber möglicherweise nicht aus. Auch so bleibt ein gewisses Risikopotenzial, auch für die Ortsteile Rettigheim und Tairnbach.
Bürgermeister Jens Spanberger wies außerdem auf den Kraichgauer Boden hin, der durch Erosion gefährdet ist. Er beobachtet, dass Gewitter früher im Jahr kommen. Bei Sturzregen könne der feine Löss auf Feldern, auf denen der Mais noch nicht herangewachsen ist, ins Fließen geraten. Bei Gewittern in Tairnbach sei bereits Löss über das ganze Dorf geschwemmt worden, erzählte er.
Auch das Risiko von Hangrutschen wurde angesprochen. Auskunft kann das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg Auskunft.
„Das Wichtigste ist, dass Sie vorbereitet sind“, sagte Stork und riet Eigentümern, das große Informationsangebot im Netz zu nutzen.
Gebäude lassen sich je nach Bedarf durch Einfassungen um Lichtschächte, Schwellen vor Eingängen, dichte Fenster oder Mauern schützen. Eine Rückstausicherung schützt vor eindringendem Wasser aus der Kanalisation. Wichtige Dokumente sollten außerhalb der Risikobereiche aufbewahrt werden.
Die Sturzfluten kommen überraschend, oft auch mitten in der Nacht. Umso wichtiger, einen Plan zu haben, wie man sich im Fall der Fälle verhält. Zu den Tipps gehört: Hochwasserwarnungen verfolgen, Hilfsbedürftige in Sicherheit bringen, Haus möglichst nicht verlassen und Keller und andere Räume, in die das Hochwasser eingedrungen ist, nicht betreten. Es besteht die Gefahr eines Stromschlages!
Wege zum Schutz vor Gefahren durch Starkregen-Risikomanagement
Die Starkregenereignisse der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Starkregen jeden betreffen kann! Laut Expertenaussagen nehmen Starkregenereignisse zu, verursachen hohe Schäden und sind eine Gefahr für Leib und Leben. Zudem haben Starkregenereignisse eine sehr kurze Vorwarnzeit, sodass der Bevölkerung in der Regel nur sehr wenig Zeit bleibt, sich auf ein solches Ereignis vorzubereiten, weshalb die Vorsorge ein so wichtiger Bestandteil des Starkregenrisikomanagements ist.
Die Gemeinde Mühlhausen hat aus diesem Grund gemeinsam mit der Firma geomer GmbH aus Heidelberg und mit Hilfe von Fördermitteln des Landes ein Starkregenrisikomanagement entwickelt. Die dabei erstellten Starkregengefahrenkarten sind Grundlage zur Planung von Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Infrastruktur.
Auf Basis dieser Starkregenkarten soll es für die Gemeinde Mühlhausen und ihre Bürgerinnen und Bürger möglich sein, Gefährdungen im öffentlichen und privaten Bereich zu identifizieren. Dies bietet auch den Grundstückseigentümerinnen/-eigentümern die Möglichkeit, sich über die Gefahrenlage für ihr Grundstück zu informieren, so dass bereits im Vorfeld eines Starkregens entsprechende Vorkehrungen getroffen werden können. Die Karten dienen also in erster Linie der Vorsorge.